Der Deutsche Krieg von 1866 bildete den Höhepunkt des Machtkampfes zwischen Preußen und Österreich.
Er endete mit einem Triumph Bismarcks.
Der Deutsche Krieg ist auch als preußisch-österreichischer oder deutsch-österreichischer Krieg bekannt.
Diese Begriffe sind jedoch nicht korrekt, da das Königreich Preußen offiziell Krieg gegen den Deutschen Bund führte, der 1815 ins Leben gerufen worden war.
Der Deutsche Krieg leitete schließlich dessen Ende ein.
Ursachen des Deutschen Krieges
Die entscheidende Ursache für den Ausbruch des Deutschen Krieges war die Rivalität zwischen Preußen und Österreich innerhalb des Deutschen Bundes.
So wurde Österreich als Präsidialmacht angesehen und beabsichtigte, diesen Status auch beizubehalten. Der Deutsche Bund sollte nach dem Willen der Österreicher weitgehend erhalten bleiben.
Die Preußen unter ihrem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck planten dagegen die Umwandlung des Deutschen Bundes in einen Bundesstaat und stellten dieses Vorhaben am 10. Juni 1866 vor.
Vorgeschichte des Deutschen Krieges
Bereits seit der Deutschen Revolution von 1848/49 wollte die Deutsche Nationalbewegung aus den zahlreichen deutschen Gebieten einen einzigen Nationalstaat machen.
Die Frage nach der Führungsrolle im Deutschen Bund sowie der Gründung eines deutschen Nationalstaates führte zum Konflikt zwischen Preußen und Österreich.
Schon während der Herbstkrise im Jahr 1850 drohte eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden vorherrschenden deutschen Staaten.
1864 traten Preußen und Österreich jedoch gemeinsam im Deutsch-Dänischen Krieg gegen das Königreich Dänemark an, das deutsche Gebiete beanspruchte, und besiegten es.
Dabei wurde Schleswig-Holstein von preußischen und österreichischen Streitkräften besetzt.
Nach der Gasteiner Konvention von 1865 kam Schleswig unter preußische Verwaltung, während Österreich die Verwaltung Holsteins übernahm.
Außerdem erwarben die Preußen für 2,5 Millionen Taler das Herzogtum Lauenburg.
Den Krieg zwischen Preußen und Österreich schob die Gasteiner Konvention allerdings nur auf.
Kriegsvorbereitungen
1866 sah Otto von Bismarck einen günstigen Zeitpunkt für eine militärische Auseinandersetzung mit Österreich gekommen, da sich das Kaiserreich in einer erheblichen Finanzkrise befand.
Außerdem waren die Beziehungen zu Russland nicht die besten, sodass ein militärisches Bündnis als unwahrscheinlich galt, zumal der Zar ohnehin mit innenpolitischen Problemen zu kämpfen hatte.
Großbritannien zeigte sich an dem innerdeutschen Konflikt wenig interessiert, während sich Frankreich neutral verhielt.
Als Verbündeten gewann Bismarck das befreundete Italien, das sich das zu Österreich gehörende Venetien einverleiben wollte.
Am 8. April 1866 schlossen Preußen und Italien ein Kriegsbündnis gegen Österreich.
Bismarck ließ in dem Vertrag festhalten, dass kein Partner vor dem Erreichen der Kriegsziele ohne Zustimmung des Verbündeten Frieden schließen durfte.
Bereits am 24. März 1866 hatte Preußen in einem offenen Brief Österreich beschuldigt, einen Krieg vorzubereiten, was schon beinahe einer Kriegserklärung nahekam.
Weiterhin stellte Preußen am 9. April 1866 beim Bundestag den Antrag auf die Berufung eines rein deutschen Parlamentes. Mit Rücksicht auf die Nationalliberalen sollte dieses Parlament allgemein gewählt werden.
Für den Vielvölkerstaat der Habsburger stellte dieser Antrag eine unglaubliche Provokation dar.
Während die Liberalen mit Überraschung reagierten, zeigten sich die Konservativen erschrocken. Bismarck plante ein Bündnis mit den nationalstaatlich-liberalen Kräften.
Allerdings war Bismarck der Ansicht, dass er die Nationalliberalen zu einem späteren Zeitpunkt wieder loswerden konnte.
Bismarck schrieb, er sei bereit „dass allgemeine Wahlrecht in die Pfanne zu werfen, um die ausländische Monarchie davon abzuhalten, seine Finger in das deutsche Omelett zu stecken.“
Mobilmachung
Am 20. April 1866 legte der Generalstab der Österreicher seinen Plan zur Mobilmachung der Truppen vor, sodass es bis zum Kriegsausbruch nicht mehr lange dauern würde.
Otto von Bismarck beschuldigte Österreich, vertragsbrüchig zu werden.
Gleichzeitig drängte er König Wilhelm I. dazu, am 3. Mai die Mobilmachung der preußischen Streitkräfte anzuordnen.
Ein letzter Verhandlungsversuch durch Anton von Gablenz, den Bruder des österreichischen Statthalters von Holstein, wurde von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) abgelehnt, was Bismarck überaus entgegenkam.
Nun stand dem Bruderkrieg nichts mehr im Wege.
Preußischer Einmarsch in Holstein
Für eine Verschärfung des Konflikts sorgten zudem Streitigkeiten um die Verwaltungshoheit von Schleswig und Holstein.
Da sich die Schleswig-Holstein-Frage diplomatisch nicht lösen ließ, erfolgte der endgültige Bruch zwischen Preußen und Österreich.
Preußische Truppen besetzten am 9. Juni Holstein.
Daraufhin stellte Österreich beim Bundestag in Frankfurt/Main den Antrag der Mobilisation der Bundestruppen wegen verbotener preußischer Selbsthilfe.
Es blieb offen, ob Preußen tatsächlich auf militärische Weise dazu gebracht werden sollte, seine Bundesverpflichtungen einzuhalten.
Am 14. Juni stimmte die Mehrheit des Bundestages dem österreichischen Antrag auf Mobilmachung zu.
Generalfeldmarschall Prinz Karl von Bayern (1795-1875), der Oberbefehlshaber der bayerischen Armee, wurde kurz darauf zum Bundesfeldherren bestimmt.
Preußen sah darin einen Bruch der Bundesverfassung und erklärte die Auflösung des Deutschen Bundes.
Bündnispartner im Deutschen Krieg
Als größten Verbündeten hatten die Preußen die Italiener.
Außerdem standen einige kleinere norddeutsche Staaten und Herzogtümer wie die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg, die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Coburg und Gotha sowie das Fürstentum Lippe zur Verfügung.
Die Freien Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen stellten zusammen die 13. Division Goeben.
Der Deutsche Bund wurde von Österreich angeführt.
Ihm zur Seite standen die Königreiche Bayern, Sachsen und Hannover, das jedoch schon am 29. Juni ausscherte.
Der bayerische König Ludwig II. (1845-1886) wollte eigentlich lieber neutral bleiben, konnte sich aber gegenüber Österreich nicht durchsetzen, das auf Bayerns Bündnispflicht beharrte.
So unterzeichnete Ludwig schließlich den Mobilmachungsbefehl.
Weitere Bundesgenossen waren das Königreich Württemberg, die Großherzogtümer Baden und Hessen, das Kurfürstentum Hessen, die Herzogtümer Nassau und Sachsen-Meiningen, die Freie Stadt Frankfurt sowie das Fürstentum Liechtenstein.
Der Deutsche Krieg beginnt
Ohne Kampfhandlungen marschierten preußische Truppen in Sachsen ein.
Über Seidenberg und Zittau setzten die preußische 1. Armee unter dem Kommando von Prinz Friedrich Carl (1828-1885) sowie die von General Herwarth von Bittenfeld (1796-1884) kommandierte Elbarmee am 23. Juni ihren Vormarsch nach Böhmen, das zu Habsburg gehörte, fort.
Nach dem Gefecht bei Liebenau am 25. Juni 1866 erfolgten einen Tag später größere Kampfhandlungen bei Hühnerwasser, Trunau, Sichrow sowie die Schlacht bei Podol.
Dabei trafen die Truppen der preußischen 1. Armee auf Einheiten des I. österreichischen Korps sowie des sächsischen Korps.
Die preußische 2. Armee unter dem Befehl von Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888) überquerte am 27. Juni das Riesengebirge.
Beim Gefecht bei Trautenau konnten die Österreicher ihren einzigen Sieg während des gesamten Krieges gegen die Preußen verbuchen.
Doch schon am 28. Juni erlitten sie in der Schlacht bei Skalitz und Soor und der Schlacht bei Münchengrätz Niederlagen.
Hannover scheidet aus
Am 27. Juni hatte Hannover preußische Truppen, die aus Minden und Hamburg stammten, bei Langensalza besiegen können.
Weil die eigenen Verluste dabei jedoch sehr hoch ausfielen und sich nicht ersetzen ließen, war das kleine Königreich gezwungen, am 29. Juni 1866 die Waffen zu strecken.
Frankfurt am Main und Kassel wurden von preußischen Verbündeten angegriffen.
Der rechte Flügel der preußischen Mainarmee rückte indessen bis vor die Tore Nürnbergs vor.
Österreicher schlagen die Italiener
Besser verlief das Kriegsgeschehen für die Österreicher gegen Italien.
Es gelang ihnen am 24. Juni 1866, die italienische Armee bei Custozza zu besiegen.
Auch die österreichische Adriaflotte konnte am 20. Juli einen Erfolg gegen die zahlenmäßig überlegene italienische Flotte verbuchen.
Gegen die Preußen erwiesen sich die österreichischen Streitkräfte jedoch als schwächer.
So verfügten die Preußen über eine bessere Waffentechnik.
Zum Beispiel besaßen die preußischen Truppen die deutliche mobilere 4-Pfünder-Feldkanone C/64, die pro Minute bis zu zehn Schuss abgeben konnte und eine gute Treffsicherheit besaß.
Auch das moderne Zündelgewehr der Preußen erwies sich als überlegen.
Darüber hinaus bezog der preußische Generalstabschef Helmuth von Moltke (1800-1891) moderne Techniken wie Eisenbahn- und Straßennetze in seine Aufmarschpläne ein.
Sein Motto lautete: „getrennt marschieren, vereint schlagen“.
Dagegen war die österreichische Armee mit einem veralteten Schienennetz nicht in der Lage, rechtzeitig Verstärkungen nach dem Sieg an der italienischen Front nach Böhmen zu befördern.
Die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz
Bei der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 prallten die preußische und österreichische Armee zum entscheidenden Kampf aufeinander.
Es gelang den preußischen Heeren, sich unter der persönlichen Führung von König Wilhelm I. zu vereinigen.
Mit einem Kräfteverhältnis von 221.000 zu 215.000 Soldaten waren die Preußen den Österreichern und Sachsen, die von dem ungarischen Feldzeugmeister Ludwig von Benedek (1804-1881) kommandiert wurden, zahlenmäßig leicht überlegen.
Die preußische Armee gewann bei dieser verlustreichen Schlacht die Oberhand.
Während die Preußen bei Königgrätz 359 Offiziere und 8794 Soldaten, von denen 1929 den Tod fanden, verloren, betrugen die Verluste der Österreicher 1313 Offiziere, 41.499 Soldaten sowie 6.010 Reiter. 5658 Mann fielen, 7574 wurden verwundet und 22.170 Österreicher gerieten in Gefangenschaft.
Das Korps der Sachsen büßte 55 Offiziere und 1446 Soldaten, darunter 135 Gefallene und 940 Verwundete ein.
Die geschlagenen Österreicher wurden von der preußischen 1. Armee bis nach Brünn verfolgt.
Die 2. Armee rückte auf Olmütz vor und die Elbarmee bis nach Znaim.
Mitte Juli hatten die preußischen Truppen den Donauraum erreicht.
Die Österreicher konnten keinen großen Widerstand mehr leisten und der Weg nach Wien war für die Preußen frei.
Der österreichische Oberbefehlshaber Ludwig von Benedek wurde nach der Niederlage von Königgrätz seines Amtes enthoben und sollte sich vor einem Kriegsgericht verantworten, was jedoch von Kaiser Franz Joseph verhindert wurde.
Weiterer Verlauf des Deutschen Krieges
Das letzte Gefecht zwischen Preußen und Österreichern fand am 22. Juli 1866 mit dem Gefecht bei Blumenau bei Pressburg statt. D
a Österreich jedoch militärisch geschlagen war, wurden die Kämpfe abgebrochen und Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufgenommen.
So blieb die Hauptstadt Wien von militärischen Auseinandersetzungen verschont.
Dazu trug auch Bismarcks intensiver Druck auf Wilhelm I. bei, weil er mit den Österreichern einen milden Frieden schließen wollte und sie als spätere Bundesgenossen betrachtete.
Aus diesem Grund wollte er sie nicht demütigen und schloss mit ihnen am 26. Juli den Vorfrieden von Nikolsburg, der vom französischen Kaiser Napoleon III. vermittelt wurde.
Auch beim Mainfeldzug rückten die preußischen Truppen vor und besiegten die bayerische Armee am 26. Juli 1866 bei Uettingen, womit der Deutsche Krieg endgültig zugunsten Preußens entschieden war.
Insgesamt hatten Preußen, Italien und die übrigen Verbündeten Verluste von rund 37.000 Mann durch Tote und Verletzte zu beklagen.
Die Österreicher verloren 330 gefallene Offiziere und 5328 Soldaten und die Sachsen 15 Offiziere und 120 Soldaten.
Friedensverhandlungen
Bismarck wünschte sich einen schnellen Frieden mit seinen Gegnern auch im Hinblick auf mögliche Interventionen durch Frankreich und Russland.
Allerdings musste er sich zunächst gegen Wilhelm I. sowie Moltke und den Generalstab durchsetzen, die bis nach Wien vormarschieren wollten.
Es kostete Bismarck einige Mühe, sich am Ende mit seinem Ansinnen durchzusetzen.
Beendet wurde der Deutsche Krieg durch den Frieden von Prag am 23. August 1866.
Außerdem schloss Österreich mit Italien am 3. Oktober 1866 den Frieden von Wien. Dabei gewannen die Italiener Venetien.
Auch für Preußen hatte sich der Krieg gelohnt. So erhielt es zum 1. Oktober Hannover, Hessen-Kassel, Nassau sowie die Freie Stadt Frankfurt.
Ferner wurden vom Großherzogtum Hessen-Darmstadt das hessische Hinterland sowie die Landgrafschaft Hessen-Homburg an Preußen abgetreten.
Ebenso ging Schleswig-Holstein an Preußen über.
Weiterhin übernahmen die Preußen die Führung über die norddeutschen Staaten, die bis zur Mainlinie reichten.
Der Deutsche Bund wurde auf Wunsch Preußens aufgelöst.
Im Rahmen der Augustverträge entstand stattdessen ein neues Militärbündnis in Norddeutschland. Dabei wurde die Gründung des Norddeutschen Bundes als Bundesstaat vorbereitet.
Die süddeutschen Staaten behielten noch ihre Unabhängigkeit.
Bayern musste an Preußen 30 Millionen Gulden als Kriegsentschädigung leisten, wobei es sich jedoch um eine relativ kleine Summe handelte.
Weil die süddeutschen Staaten nach der Auflösung des Deutschen Bundes ohne Militärschutz blieben, erfolgten im August 1866 Militärkonventionen mit Preußen, die als Schutz- und Trutzbündnisse bezeichnet wurden.
Kam es zu einem Krieg, übernahm der preußische König das Kommando über die süddeutschen Armeen.
Österreich wurde durch den Prager Frieden aus der gesamtdeutschen Politik verdrängt, womit Bismarck eines seiner wichtigsten Ziele erreicht hatte.
Auch innenpolitisch war der Deutsche Krieg für Otto von Bismarck ein großer Erfolg. So ließ sich der seit Jahren anhaltende preußische Verfassungskonflikt endlich beilegen.
Verhältnis zu Frankreich getrübt
Allerdings kam es durch den Deutschen Krieg zu einer nachhaltigen Trübung des zuvor guten Verhältnisses zwischen Preußen und Frankreich.
So hatte sich Kaiser Napoleon III. durch seine Vermittlung erhofft, Territorien am linken Rheinufer zu erhalten.
Weil der Deutsche Krieg jedoch durch Bismarcks Intervention überraschend schnell beendet wurde, waren die Franzosen schlichtweg zu spät gekommen, sodass sie sich dafür rächen wollten.
So warf bereits der nächste Krieg, der zur Deutschen Reichsgründung führen sollte, seinen Schatten voraus.