Deutsch-Dänischer Krieg 1864 – 1. Einigungskrieg

Deutsch-Dänischer Krieg
Bild: Erik Henningsen: Rückzug der Dänen vom Danewerk

Als Deutsch-Dänischer Krieg wurde eine militärische Auseinandersetzung um das Herzogtum Schleswig sowie das Herzogtum Holstein bezeichnet.

Der Krieg dauerte vom 1. Februar bis zum 30. Oktober 1864.

Was war der Deutsch-Dänische Krieg?

Beim militärischen Konflikt des Deutsch-Dänischen Krieges standen sich Preußen und Österreich als Bündnispartner auf der einen Seite und Dänemark auf der anderen Seite gegenüber.

Der Deutsch-Dänische Krieg zählte zu den drei Einigungskriegen, die letztlich zur Deutschen Reichsgründung unter Preußens Vorherrschaft führten.

Einen prägenden Einfluss übte dabei Otto von Bismarck aus.

Vorgeschichte des Deutsch-Dänischen Krieges 1864

Als das Königreich Dänemark 1848 Schleswig an sein Territorium angliedern wollte, erhob sich die dortige deutsche Bevölkerung.

Gemeinsam mit Lauenburg gehörte Holstein dem Deutschen Bund an.

Der König von Dänemark war als Herzog von Holstein und Lauenburg auch im Deutschen Bund vertreten.

Bei Schleswig handelte es sich um ein dänisches Lehen. Sprachlich und kulturell war es vor allem deutsch, aber auch dänisch und friesisch geprägt.

Durch die Revolution von 1848 sowie die Schleswig-Holsteinische Erhebung (1848-1851) stieg Schleswig-Holstein in Deutschland zu einem Nationalsymbol auf.

Auf Befehl des Deutschen Bundes marschierten preußische Truppen im Mai 1848 nach Dänemark.

Frankreich, England und Russland erzwangen jedoch schließlich einen Waffenstillstand und mit dem Londoner Protokoll von 1852 wurde die dänische Vorherrschaft über die drei Herzogtümer bestätigt, aber auch deren Eigenständigkeit festgelegt.

Vorabend des Deutsch-Dänischen Krieges

Mit dem Tod des dänischen Königs Friedrich VII. am 15. November 1863 flammte der Konflikt um Schleswig und Holstein erneut auf.

Im Frühjahr hatte er eine Personalunion zwischen Dänemark und den drei Herzogtümern geplant, die schließlich zur umstrittenen Novemberverfassung führte.

Diese stand jedoch im Gegensatz zu den Vereinbarungen des Londoner Protokolls, das den Status des Dänischen Gesamtstaates regelte.

Der deutsch-dänische Prinz Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein (1829-1880), der der Linie Augustenburg entstammte, erhob nach dem Tod des dänischen Königs Erbansprüche auf Schleswig und Holstein, wobei er die Unterstützung der deutschen nationalen Bewegung erhielt.

So wurde die Vereinigung der Herzogtümer gefordert, die als selbstständiger Staat in den Deutschen Bund aufgenommen werden sollten.

Christian IX. (1818-1906), der neue König von Dänemark, sah sich ebenfalls unter Druck der Nationalbewegung im eigenen Land.

Nur zögerlich unterschrieb er 1863 die Novemberverfassung.

Im Rahmen dieses Grundgesetzes sollten Schleswig und Holstein an den dänischen Gesamtstaat gebunden werden.

Allerdings wurden durch die Novemberverfassung die Bestimmungen des Londoner Protokolls von 1852 eindeutig verletzt.

Bismarcks Haltung

Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck weigerte sich, die Ansprüche von Prinz Friedrich VIII. zu unterstützen, was Nationale und Liberale enttäuschte.

Jedoch bezog Bismarck auch Stellung gegen die Haltung der Dänen.

Einen festen Plan verfolgte Bismarck in der Schleswig-Holstein-Frage nicht. So ließ er sich lieber von den Umständen leiten, um dann die beste Lösung zu finden.

Der preußische Ministerpräsident präsentierte sich als Bewahrer des geltenden Völkerrechtes und verlangte von den Dänen die Einhaltung des Londoner Protokolls, womit er gleichzeitig beruhigend auf Europas Großmächte einwirkte.

Darüber hinaus erhielt er die Unterstützung Österreichs.

Die weiteren Staaten des Deutschen Bundes spielten nur eine Nebenrolle.

Sowohl Otto von Bismarck als auch der Gesandte Österreichs, Alajos Karoly, erklärten gemeinsam in Berlin, dass sie sich über die Beschlüsse des Bundestages hinwegsetzen würden, sollte dies nötig sein.

Der Deutsch-Dänische Krieg wirft seinen Schatten voraus

Obwohl der dänische König Christian IX. wusste, dass sein Land den drohenden Krieg um Schleswig-Holstein militärisch nicht gewinnen konnte, unterzeichnete er die Novemberverfassung am 18. November 1863, wobei er mit einem Aufstand der Deutschen in den beiden Herzogtümern rechnete.

Im Falle einer Nichtunterzeichnung drohte jedoch eine Revolution in Dänemark. So planten die Liberalen, die die Parlamentsmehrheit besaßen, ihn durch König Karl XV. von Schweden zu ersetzen.

König Christian setzte seine Hoffnungen darauf, dass der Konflikt durch politische Interventionen einen positiven Ausgang für Dänemark nehmen würde.

Besetzung von Holstein und Lauenburg

Am 23. Dezember besetzte das Deutsche Bundesheer Holstein und Lauenburg.

Zwei Bundeskommissare übernahmen die Verwaltung der Herzogtümer.

Prinz Friedrich wurden dort Huldigungen zuteil.

Die meisten mittleren und kleinen deutschen Staaten unterstützten ihn bei seinen Bestrebungen, die Thronfolge anzutreten.

Otto von Bismarck erreichte auf dem beschlussfassenden Bundestag, dass Österreich an den Vorgängen beteiligt wurde.

Durch dieses Vorgehen vermied er eine Einmischung anderer europäischer Mächte.

Kriegsvorbereitungen

Preußen und Österreich bildeten eine gemeinsame Interventionsstreitmacht, deren Kommando dem preußischen Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel (1784-1877) oblag.

Dabei wurden jedoch nur kleine Teile der Armee mobil gemacht.

Das preußische Heer kam auf ca. 35.000 Soldaten und 110 Geschütze.

Zum Küstenschutz der Heimat standen sieben Festungsartilleriekompanien zur Verfügung.

Österreich steuerte 21.300 Soldaten und 48 Geschütze, drei Pionierkompanien sowie kleinere Artillerieeinheiten bei.

Um sich gegenseitig als Verbündete erkennen zu können, legten Preußen und Österreicher weiße Armbinden an, die sie an den gemeinsam geführten Kampf gegen Napoleon I. in den Befreiungskriegen erinnerten.

Die dänischen Streitkräfte bestanden in Friedenszeiten aus 7500 Mann, die sich aus der allgemeinen Wehrpflicht zusammensetzten.

Durch die Ende November einsetzende Mobilmachung erhöhte sich die Anzahl der Soldaten auf 12.000.

Nach dem Einmarsch des Bundesheeres in Holstein und Lauenburg wichen die dänischen Truppen in Richtung Rendsburg und Schleswig zurück.

Für den bevorstehenden Konflikt mobilisierte Dänemark rund 36.000 Soldaten und 104 Geschütze.

Ferner standen 18.000 Mann aus Garnisons- und Ersatztruppen zur Verfügung.

Allerdings hatten die dänischen Landtruppen nur einen geringen Gefechtswert. So waren nur unzureichend Offiziere und Unteroffiziere vorhanden, die über eine gute Ausbildung verfügten.

Wesentlich besser aufgestellt zeigte sich dagegen die dänische Marine, die mit 31 Dampfschiffen und 387 Geschützen ausgestattet war.

Preußen und Österreich preschen vor

In Frankfurt am Main gaben Preußen und Österreich am 14. Januar 1864 die Erklärung ab, bei ihrer Dänemarkpolitik auf die Beschlüsse des Bundestages keine Rücksicht nehmen zu wollen.

Zwei Tage später forderten sie Dänemark ultimativ auf, binnen 48 Stunden die Novemberverfassung zurückzunehmen und Schleswig zu räumen.

Dänemark lehnte das Ultimatum am 18. Januar ab.

Auf Betreiben Bismarcks sollte Schleswig besetzt werden, damit auf Christian IX. Druck zur Aufhebung der Verfassung entstand.

Diese Besetzung wurde vom Deutschen Bundestag am 14. Januar jedoch abgelehnt.

Der Deutsch-Dänische Krieg beginnt

Am 1. Februar 1864 überschritten die preußisch-österreichischen Truppen auch ohne ein Mandat des Bundestages die Eider.

Der Bundestag beschränkte sich auf einen Protest, der keinerlei Wirkung hatte und die Machtlosigkeit gegenüber Preußen und Österreich demonstrierte.

An der deutschen Bundesfestung Rendsburg an der Eider wurden die ersten Schüsse des Deutsch-Dänischen Krieges abgegeben.

Es kam zum Gefecht von Missunde, in dessen Verlauf die Preußen ohne Erfolg versuchten, die Schlei zu überqueren und dabei Verluste erlitten.

Die österreichischen Truppen setzten derweil über die Sorge und marschierten bis zum Danewerk vor, in dem sich die dänischen Truppen verschanzt hatten.

Bis zum 3. Februar mussten die Dänen nach schweren Gefechten bei Jagel, Oberselk, Wedelspang und dem Königshügel in ihre Schanzenstellungen zurückweichen.

Nach dem ersten vergeblichen Durchbruchsversuch bei Missunde überquerte das preußische Heer schließlich am 6. Februar die Schlei.

Dabei wurden die Truppen beider Seiten durch Eis und Schnee behindert.

An gleichen Tag entschied sich der Oberbefehlshaber der dänischen Streitkräfte, Generalleutnant Christian Julius de Meza (1792-1865), für die Räumung des Danewerks, da eine Einkesselung durch die Preußen drohte.

Über Flensburg zogen sich die Dänen unter Zurücklassung ihrer schweren Artillerie zu den Düppeler Schanzen zurück.

Die dänische Bevölkerung zeigte sich von dem kampflosen Verlust des Danewerks, welches in Dänemark eine besondere geschichtliche Rolle spielte, schockiert.

Die Empörung führte schließlich zur Ablösung de Mezas, dessen Kommando später Generalleutnant Georg Daniel Gerlach (1797-1865), der Kommandeur der 1. Infanteriedivision, übernahm.

Weiterer Verlauf des Deutsch-Dänischen Krieges 1864

Die Dänen mussten sich weiter nach Norden zurückziehen.

Preußen und Österreicher legten bei ihrem Vormarsch zunächst eine Pause ein, um sich über das weitere Vorgehen über Schleswig hinaus zu einigen.

Am 1. März legten die Verbündeten fest, dass der Hauptangriff bei Düppel stattfinden sollte.

Für die Besetzung Jütlands wurden schwächere Kräfte abgestellt.

Gleichzeitig signalisierten Preußen und Österreich Verhandlungsbereitschaft, die aber von der dänischen Regierung abgelehnt wurde.

Kontroverse zwischen Bismarck und Wrangel

Im Unterschied zu früheren Kriegen hatte nicht der König oder militärische Oberbefehlshaber das Kommando über die Truppen, sondern der preußische Ministerpräsident, also Otto von Bismarck.

Für den Diplomaten waren politische Erwägungen wichtiger als militärische Erfordernisse.

Weil Bismarck einen vorsichtigeren Vormarsch anmahnte, kam es zum Streit mit dem Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall von Wrangel.

Der hochbetagte Marschall schrieb in einer Depesche sogar davon, „dass Diplomaten an den Galgen gehören“.

Auf Betreiben Bismarcks wurde Wrangel schließlich aufgrund seines hohen Alters von 80 Jahren abgelöst, was auch daran lag, dass er beim König dafür plädierte, Schleswig und Holstein als unabhängige Herzogtümer anzuerkennen.

Sein Nachfolger wurde Generalstabschef Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), der als genialer Stratege galt und eine moderne Taktik vertrat.

Nach dem Ende des Krieges entschuldigte sich der streng konservative Wrangel bei Bismarck und wurde in den Grafenstand erhoben.

Erstürmung der Düppeler Schanzen

Die Düppeler Schanzen bei Düppel in Südjütland dienten zur Sicherung des Übergangs über den Alsensund in Richtung Sonderburg auf der Insel Alsen.

Unter dem Kommando von Prinz Friedrich Karl von Preußen (1828-1885) wurden die Düppeler Schanzen rund fünf Wochen lang belagert.

Ab dem 7. April setzte der Beschuss der Schanzen durch die seinerzeit modernsten preußischen Geschütze ein.

Die Situation der belagerten Dänen verschlechterte sich zunehmend.

Durch Tod, Verwundung und Krankheiten hatten sie ein Drittel ihrer Truppen sowie etwa 50 Prozent ihrer Geschütze verloren.

Den rund 11.000 dänischen Verteidigern standen 37.000 preußische Soldaten gegenüber.

Am frühen Morgen des 18. April 1864 begann die preußische Artillerie mit der Einleitung des Sturmangriffs der Infanterie, der gegen 10 Uhr einsetzte.

Unterstützt wurden die preußischen Truppen durch mehrere Musikkorps unter der Leitung des Musikdirektors Gottfried Piefke (1815-1884), der mit seinem Degen bekannte Märsche dirigiert haben soll.

Nach rund drei Stunden verbissenem Kampf konnten die Preußen die Schlacht für sich entscheiden.

Die Dänen hatten ca. 1670 Mann verloren, die Preußen etwa 1200 Soldaten.

Über 3600 Dänen wurden gefangengenommen.

Durch die schwere Niederlage waren die Dänen dazu gezwungen, den Rückzug zur Insel Alsen anzutreten.

Sie waren außerdem nicht mehr in der Lage, an den Kämpfen in Jütland teilzunehmen.

Wenngleich der Krieg noch einige Monate anhielt, war die militärische Entscheidung zugunsten Preußens und Österreichs durch den Sieg bei den Düppeler Schanzen bereits gefallen.

Außerdem mussten die Dänen die Festung Federica, die von den Österreichern belagert wurde, aufgeben.

Verhandlungen in London

Nach der Schlacht an den Düppeler Schanzen kam es in London im Mai zu ersten Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien, sodass ab dem 12. Mai Waffenstillstand herrschte.

Die Verhandlungen scheiterten jedoch zunächst daran, dass keiner der beiden Kontrahenten nachgeben wollte.

Der Krieg setzte sich daher fort.

Karlsbader Abmachung und weiterer Vormarsch

Ende Juni 1864 wurde zwischen Preußen und Österreich die Karlsbader Abmachung besiegelt.

Dabei trafen der preußische König Wilhelm I., Otto von Bismarck sowie der österreichische Kaiser Franz Joseph I. zusammen, um über den weiteren Kriegsverlauf zu beraten.

Bismarck und der österreichische Außenminister Bernhard von Rechberg unterzeichneten am 24. Juni die Karlsbader Abmachung.

Als am 26. Juni der Waffenstillstand endete, besetzten Preußen und Österreicher die Insel Alsen und drangen bis zum 10. Juli nach Nordjütland vor, was die endgültige Niederlage Dänemarks bedeutete.

Am 18. Juli musste die dänische Regierung um einen weiteren Waffenstillstand bitten, der am 20. Juli in Kraft trat.

Der Frieden von Wien

Mit dem Frieden von Wien am 30. Oktober 1864 konnte der Deutsch-Dänische Krieg beendet werden.

Gemäß dem Friedensvertrag musste Dänemark sowohl auf Schleswig als auch auf Holstein und Lauenburg verzichten.

Bismarck unternahm den Versuch, ein preußisches Protektorat aus einem neuen Bundesstaat unter der Herrschaft der Augustenburger zu erschaffen, was jedoch zu keinem Resultat führte.

Es kam zur Einigung, dass Schleswig, Holstein und Lauenburg gemeinsam von Preußen und Österreich verwaltet wurden.

Bismarck stimmte der Regelung zu, da ihm klar war, dass es sich nur um eine vorübergehende Lösung handeln würde und ein militärischer Konflikt mit Österreich letztlich unvermeidlich war, wenngleich er zunächst noch auf eine einvernehmliche Lösung hoffte.

Es zeigte sich aber schon bald wieder die Rivalität zwischen Preußen und Österreich, die 1866 zum Deutschen Krieg führte.

Auch innenpolitisch hatte der siegreiche Deutsch-Dänische Krieg Auswirkungen.

So gerieten die Liberalen im preußischen Parlament gegenüber Bismarck im Rahmen des Verfassungskonfliktes in die Defensive. So zum Beispiel, als sie den Ausbau der preußischen Marine ablehnten.

Einige Liberale änderten jedoch ihre Meinung, sodass sich ihre Partei in zwei Lager spaltete.