Blut-und-Eisen-Rede von 1862

Die sogenannte Blut-und-Eisen-Rede zählt zu Otto von Bismarcks bekanntesten Ansprachen.

Bismarck hielt sie im September 1862 vor dem Preußischen Abgeordnetenhaus.

Vorgeschichte

Geprägt wurde das Jahr 1862 durch den preußischen Heereskonflikt, aus dem später ein Verfassungskonflikt wurde. Akteure des Konflikts waren die Regierung unter dem seit Oktober 1858 zunächst als Prinzregenten regierenden preußischen König Wilhelm I. und das Parlament, das Preußische Abgeordnetenhaus.

Wilhelm I. hielt eine Heeresreform im Land für unverzichtbar, weil sich die Bevölkerung Preußens seit der großen Heeresreform 1814/15 verdoppelt hatte. Das Militär passte sich diesem Umstand jedoch nicht an, was zur Folge hatte, dass die Franzosen rund 200.000 Soldaten mehr aufstellen konnten als die Preußen.

Aus diesem Grund erteilte Wilhelm I. dem Kriegsminister Albrecht von Roon die Aufgabe, ein Reformkonzept für das preußische Heer vorzulegen. Von Roon plante, die Dienstzeit von den bisher üblichen zwei Jahren auf drei Jahre zu verlängern. Außerdem sollten die Reservetruppen aufgestockt und die preußische Armee in Friedenszeiten von 150.000 auf 220.000 Soldaten verstärkt werden.

Allerdings verweigerten sich die liberalen Abgeordneten sowohl der geplanten Heeresreform als auch dem Haushalt. Auf diese Weise eskalierte der Heereskonflikt zu einem Haushaltskonflikt.

So war es unmöglich, Preußen ohne einen genehmigten Haushalt zu regieren. König Wilhelm I. wollte diesen Versuch dennoch wagen. Seine Minister meldeten jedoch Bedenken an, sodass Wilhelm befürchtete, dass ihm auch die Regierung nicht mehr vertraue. Daher trug er sich mit Rücktrittsgedanken zugunsten seines liberalen Sohnes.

Bismarck tritt auf den Plan

Albrecht von Roon suchte nach einem Ausweg und fand ihn in Otto von Bismarck, der bislang als preußischer Gesandter in Paris tätig gewesen war. Am 21. September unterbreitete von Roon Wilhelm I. auf Schloss Babelsberg den Vorschlag, Bismarck zum neuen Ministerpräsidenten zu ernennen.

Der Preußenkönig empfing Bismarck einen Tag später auf Schloss Babelsberg und wollte von ihm wissen, ob er auch gewillt sei, sich um die Organisation des Militärs zu kümmern und zur Not auch gegen das Parlament zu regieren. Diese Frage beantwortete Bismarck mit einem klaren „Ja“. Außerdem erklärte er sich bereit, seinem König wie ein Lehensmann von Kurbrandenburg in der Not stets beizustehen.

Wilhelm war jedoch kein Anhänger der Konfrontationspolitik und befürchtete, dass er und Bismarck auf dem Schafott enden würden. Bismarck zeigte sich jedoch entschlossen, zur Not den Soldatentod zu erleiden, was den soldatisch denkenden König schließlich überzeugte. Letztlich sehnte sich der oft mutlos wirkende Wilhelm nach einem entschlossenen Politiker von Bismarcks Format, der ihm treu zur Seite stand.

Für Bismarck bedeutete die Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten eine Gelegenheit, auf die er schon seit langem gewartet hatte.

Konflikt mit dem Parlament

Am 23. September 1862 berief Wilhelm I. Otto von Bismarck zum neuen Ministerpräsidenten von Preußen. Am Tag zuvor hatte das Parlament den Haushaltsentwurf für 1862 abgelehnt. Bismarck blieb nun nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorn zu wagen.

Am 30. September hielt er eine Rede, die als „Blut-und-Eisen-Rede“ in die Geschichte einging.

Die Blut-und-Eisen-Rede

Bismarck wollte mit einer martialischen Rede den sich abzeichnenden Bruch zwischen Regierung und Abgeordnetenhaus verhindern. In der Rede führte der neue Ministerpräsident aus, dass Deutschland nicht auf dem Liberalismus von Preußen fußte, sondern auf seiner Macht. Auch wenn Bayern, Baden und Württemberg dem Liberalismus indulgierten, würde ihnen von niemandem Preußens Rolle angewiesen werden.

Für Preußen sei es wichtig, seine Kräfte zu bündeln und auf den günstigsten Augenblick zu warten. Diesen Augenblick hätte das Land jedoch schon einige Male verpasst. So hielt Bismarck die preußischen Grenzen, die durch den Wiener Kongress gezogen worden waren, nicht für günstig für ein gesundes Staatsleben.

Schließlich bemerkte Bismarck, dass nicht durch Majoritätsbeschlüsse und Reden die großen Fragen dieser Zeit entschieden würden, was der große Fehler von 1848/49 gewesen sei, sondern durch Eisen und Blut.

Dabei hatte Bismarck auf Max von Schenkendorfs Gedicht „Das eiserne Kreuz“ zurückgegriffen. In diesem hatte der Dichter (1783-1817), der 1813 bis 1815 freiwillig in den Befreiungskriegen gedient hatte, geschrieben:

„Denn nur Eisen kann uns retten,
Und erlösen kann nur Blut
Von der Sünde schweren Ketten,
Von des Bösen Uebermuth.“

Auswirkungen der Blut-und-Eisen-Rede

Mit seiner Blut-und-Eisen-Rede machte Bismarck klar, dass Preußen von nun an eine aktive Außenpolitik führen würde. Die liberale Mehrheit des Preußischen Abgeordnetenhauses war zwar auch der Ansicht, die Deutsche Frage nicht ohne die Anwendung von Gewalt lösen zu können, doch wurde Bismarcks Ansprache von der meist liberalen Presse als Aufruf zur Gewaltherrschaft, gestützt auf eine aggressive Außenpolitik, angesehen.

Der liberale Abgeordnete Max von Forckenbeck bezeichnete Bismarck als „gefährlichen Minister für Preußens Freiheit und Glück.“

Bismarck widersprach jedoch dieser Auffassung. So verwahrte er sich dagegen, innenpolitische Probleme durch außenpolitische Konflikte zu lösen. Stattdessen meine er Konflikte, die nicht zu vermeiden seien, obwohl sie Preußen nicht suche.

Der Haushaltskonflikt geht weiter

Auch nach Bismarcks offiziellem Amtsantritt weigerten sich die liberalen Abgeordneten weiterhin, Haushalt und Heeresreform ihre Zustimmung zu erteilen. Bismarck fand jedoch mit einer Gesetzeslücke in der preußischen Verfassung eine Möglichkeit, den Willen des Königs durchzuführen. Vom Parlament wurde die Lückentheorie später sogar abgesegnet.

Die Finanzierung der Heeresreform zog Bismarck mithilfe von Steuern durch. Da die wirtschaftliche Lage durchaus positiv war, stellten die Steuern eine gute Einnahmequelle dar. Bismarck konnte bis 1866 ohne Etat regieren, auch wenn er von der liberalen Presse wiederholt als verfassungsfeindlich kritisiert wurde.

Letztlich führte die Blut-und-Eisen-Politik Otto von Bismarcks durch drei Kriege 1871 zur deutschen Reichsgründung.