Bismarck und die Frauen

Nicht nur die Politik spielte in Otto von Bismarcks Leben eine wichtige Rolle, sondern auch die Frauen.

Dazu gehörten vor allem seine Mutter, seine Geliebten und seine Ehefrau.

Otto vom Bismarck wurde Ministerpräsident von Preußen und als deutscher Reichskanzler bekannt. Er pflegte aber auch rege Kontakte zur Damenwelt und hatte einige Affären. Mit Johanna von Puttkamer fand er seine große Liebe, mit der er drei Kinder, darunter eine Tochter, hatte.

Bismarcks Großmütter

Über Bismarcks Großmütter lässt sich nur wenig berichten. Seine Großmutter väterlicherseits, Christiane Charlotte Gottliebe von Schönfeldt, wurde 1741 geboren und verstarb 1772 bereits in jungen Jahren, lange vor Otto von Bismarcks Geburt.

Bismarcks Großmutter mütterlicherseits war die 1755 geborene Johanna Elisabeth Mencken. Sie brachte 1789 ihre Tochter Luise Wilhelmine Mencken, Bismarcks Mutter, zur Welt. Ihr Mann, Anastasius Ludwig Mencken, stand als Geheimer Kabinettssekretär im Dienste des berühmten Preußenkönigs Friedrich II.

Johanna Elisabeth Mencken starb 1818, rund drei Jahre nach Bismarcks Geburt, als er noch ein kleiner Junge war.

Bismarcks Verhältnis zur Mutter

Bismarcks Mutter stammte aus einem bürgerlichen Umfeld. Im Jahr 1806 heiratete sie den adeligen preußischen Landjunker Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (1771-1845). Mit ihm hatte sie sechs Kinder, von denen jedoch nur drei das Erwachsenenalter erreichten, wie Otto von Bismarck, den sie am 1. April 1815 in Schönhausen zur Welt brachte.

Im Gegensatz zum Vaterverhältnis war das Verhältnis zwischen dem jungen Otto von Bismarck und seiner Mutter schwierig. Luise Wilhelmine fand nur wenig Freude am einfachen Landleben auf dem Gut Kniephof in Hinterpommern und erwies sich als sehr ehrgeizig. Bismarck liebte dieses Leben jedoch. Als er das Alter von sechs Jahren erreicht hatte, schickte ihn seine Mutter zu seinem großen Unbehagen nach Berlin in die Plamannsche Lehranstalt.

Bismarck empfand seine Mutter oft als kaltherzig. Sie wünschte sich für ihre Kinder, dass sie für eine spätere erfolgreiche Karriere viel lernten und sich dabei gehörig anstrengten. Für den jungen Otto, der lieber mütterliche Zuwendung erhalten hätte, war Luise Wilhelmine jedoch selbstsüchtig und streng. Wenn er seine Pflichten nicht ausreichend erfüllte, wurde er von ihr gemaßregelt.

Bismarcks Mutter bestimmte schließlich auch, dass ihr Sohn auf der Universität von Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften studierte, damit er zum Beamten oder sogar zum Minister aufsteigen konnte, wie einst sein Großvater Anastasius.

Bismarck stand der Beamtenlaufbahn jedoch ablehnend gegenüber, weil Beamte seiner Ansicht nach weder Handlungs- noch Meinungsfreiheit besaßen. Da er mehreren Frauengeschichten und Alkoholeskapaden nachging, wurde er von der Universität verwiesen. Auch im Berufsleben war er nicht zuverlässig.

Eines Tages erkrankte Luise Wilhelmine, die das Leben ihres Sohnes bislang dominiert hatte, unheilbar an Krebs. So oft, wie er konnte, besuchte Bismarck seine Mutter in Berlin. Als Luise Wilhelmine am 1. Januar 1838 im Alter von 49 Jahren starb, wurde dies von ihrem Sohn wie eine Befreiung empfunden. Er war nun endlich in der Lage, sein Leben selbst zu bestimmen.

Bismarcks Schwester Malwine

Mit seiner zwölf Jahre jüngeren Schwester Malwine (1827-1908) verband Otto von Bismarck eine herzliche und innige Beziehung. Oft nahm er sie auf festliche Anlässe mit und pflegte rege Briefkontakte zu ihr. Dabei vertraute er ihr mitunter auch politische Dinge an.

Laura Russell und Isabella Lorain-Smith

Bismarcks erste größere Fraueneskapade hatte bereits im Jahr 1836 begonnen, als er in Aachen im Verwaltungsdienst arbeitete. Schon bald langweilte ihn die Tätigkeit eines Regierungsreferendars, sodass er nach Abwechslung strebte. Im August 1836 traf er auf Laura Russell, bei der es sich um eine Nichte des Herzogs von Cumberland handelte, und verliebte sich in sie.

Darüber hinaus hatte Bismarck auch eine Affäre mit einer älteren Französin. Im Sommer 1837 unternahm er eine längere Deutschlandreise mit Isabella Lorain-Smith, einer Freundin von Laura Russell, die zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt war. Weil Bismarck dabei seinen Urlaub von 14 Tagen um mehrere Wochen überschritt, wurde ihm sein Referendariat entzogen.

Ein weiteres Problem durch die Frauengeschichten des jungen Bismarck ergab sich durch die finanziellen Aufwendungen für die von ihm hofierten Damen, denen er damit unbedingt imponieren wollte.

Weil er zudem immer wieder höhere Summen in Spielcasinos verlor, litt er unter Geldknappheit und machte Schulden. Nicht selten führte Bismarck monatelang keine Dienstgeschäfte durch.

In Potsdam wollte Bismarck seine Referendarausbildung fortsetzen. Nach dem Tod seiner Mutter verabschiedete er sich jedoch endgültig aus dem Verwaltungsdienst. Stattdessen wurde er Landwirt auf dem heimatlichen Gut Kniephof. Nach dem Tod des Vaters 1845 übernahm Bismarck die Bewirtschaftung des Familienbesitzes Schönhausen und sanierte erfolgreich die Güter.

Kontakt zu Marie von Thadden-Trieglaff

Eine unerfüllte Liebe Bismarcks blieb der Kontakt zu Marie von Thadden-Trieglaff, der Tochter des preußischen Gutsbesitzers Adolf von Thadden-Trieglaff, die er durch seinen Berliner Schulfreund Moritz von Blanckenburg kennenlernte. Obwohl sich Bismarck und Marie als verwandte Seelen fühlten, kam es nicht zu einer Liaison, denn Marie war bereits mit Moritz von Blanckenburg verlobt und nicht bereit, diese Verlobung zu lösen. Im Oktober 1844 heiratete sie ihn, übte aber auf Bismarck einigen Einfluss aus.

Bismarck zeigte sich berührt von Maries Art und suchte immer wieder Kontakt zu ihr. Vor einer Affäre scheute er jedoch zurück. Am 10. November 1846 verstarb Marie überraschend an einer Gehirnentzündung, was große Trauer bei Bismarck auslöste.

Heirat mit Johanna von Puttkamer

Seine große Liebe und zukünftige Frau Johanna von Puttkamer lernte Otto von Bismarck durch Marie von Thadden-Trieglaff kennen. Sie war es, die die am 11. März 1824 geborene junge Frau bei ihrer Hochzeitsfeier als Tischdame für Bismarck bestimmte. Außerdem reisten die beiden gemeinsam im Sommer 1846 mit dem Ehepaar Blanckenburg in den Harz.

Es dauerte jedoch bis zum plötzlichen Tod Maries, bis Bismarck bei ihrem Vater Heinrich von Puttkamer per Brief um die Hand Johannas anhielt. Allerdings reagierte der Gutsbesitzer zunächst zurückhaltend, ihm seine einzige Tochter zur Frau zu geben.

Also beschloss Bismarck, persönlich nach Reinfeld in Hinterpommern zu reisen, wo er Johannas Eltern schließlich von seinen aufrichtigen Absichten überzeugen konnte.

Am 28. Juli 1847 traten Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer in Reinfeld bei Rummelsburg in den Stand der Ehe und zogen anschließend in das Schloss Schönhausen. Die Ehe verlief tatsächlich harmonisch. Dabei war Johanna stets für ihren Mann und ihre Familie dar. Sie brachte zwei Söhne und eine Tochter zur Welt. Dies waren Marie (1848-1926), Herbert (1849-1904) sowie Wilhelm (1852-1901).

Genau wie Otto von Bismarck wusste auch seine Ehefrau Johanna das Landleben sehr zu schätzen. Höfe und Salons mochte sie ebenfalls nicht. Grundsätzlich stellte Johanna ihre eigenen Bedürfnisse hinter die Interessen ihres Gemahls. Zu ihr konnte er im Unterschied zu seiner Mutter eine feste gefühlsmäßige Bindung eingehen.

Als Bismarck in die Politik ging und ins Preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurde, lebte die Familie in der Stadtwohnung in Berlin. 1851 erfolgte der Umzug nach Frankfurt/Main.

Als Bismarck 1859 als Gesandter im russischen St. Petersburg tätig war, erkrankte er schwer und musste nach seiner Rückkehr von Johanna mehrere Monate gepflegt werden.

Affäre mit Katharina Orlowa

Im Mai 1862 wurde Otto von Bismarck als Gesandter nach Paris versetzt. In Biarritz absolvierte der Diplomat eine Erholungskur, wo er auf die 25 Jahre jüngere Katharina Orlowa (1840-1875) traf, bei der es sich um die Gattin des russischen Gesandten Nikolai Alexejewitsch Orlow handelte.

Mit ihr reiste er einige Wochen in Frankreich herum und begann eine heikle Affäre, trotz der guten Beziehung zu seiner Frau Johanna, die dabei gute Miene zum bösen Spiel machte, sich aber durchaus gekränkt fühlte. Seiner Schwester Malwine schrieb Bismarck sogar, dass er in „die schöne Prinzessin verliebt sei“. Auch den Hochzeitstag mit seiner Frau vergaß er.

Beinaheunglück an der Atlantikküste

Beinahe hätte die Affäre mit der jungen Russin sogar Bismarcks Tod zur Folge gehabt, als sich die beiden an der französischen Atlantikküste aufhielten. Dabei geriet das Liebespaar im Rahmen der Ebbe auf das offene Meer. Da ihre Kräfte schwanden, sahen die beiden den Tod vor Augen, was Europas Geschichte zweifellos nachhaltig verändert hätte.

Am Ende wurde das Paar jedoch von dem Leuchtturmwärter Pierre Fleurel bemerkt und zur rechten Zeit gerettet. Nachdem sich Bismarck wieder erholt hatte, folgte am 20. September seine Rückkehr nach Berlin aufgrund der Auseinandersetzung zwischen König Wilhelm I. und dem Preußischen Abgeordnetenhaus. Die Affäre mit Katharina Orlowa endete wieder und Bismarcks erfolgreiche politische Laufbahn begann.

Johanna von Bismarck vergab ihrem Mann seinen Fehltritt und stand bis zu ihrem Lebensende am 27. November 1894 stets fest an seiner Seite. Für den politischen Erfolg Otto von Bismarcks war sie von großer Bedeutung, was der Staatsmann im Laufe der Zeit durchaus zu schätzen wusste.

Die Affäre mit Katharina Orlowa war der letzte private Fehltritt Bismarcks. Von nun stand die Politik im Zentrum seiner Aktivitäten. Dabei diente ihm die Ehe als Schutzraum.

Als Johanna von Bismarck 1894 im Alter von 70 Jahren verstarb, bedeutete dies für den Eisernen Kanzler im Ruhestand einen schweren Schlag und den Verfall in Depressionen. Seiner Schwester Malwine schrieb er, „dass sein Leben heute öde und leer sei“.

Bismarcks Tochter Marie

Über die Beziehung Bismarcks zu seiner Tochter Marie gibt es nur wenig zu berichten. So zeigte er nur mäßiges Interesse an ihr und stellte fest, dass sie einen engen Interessenkreis besaß. Wichtiger waren Bismarck seine Söhne Herbert und Wilhelm, die sein Format jedoch nie zu erreichen vermochten.

Im Jahr 1878 heiratete Marie den deutschen Diplomaten Kuno zu Rantzau, der zu einem engen Mitarbeiter seines Schwiegervaters aufstieg. Später agierte er als preußischer Gesandter in München und Den Haag.

In den letzten Jahren Bismarcks kümmerte sich Marie häufig um die Pflege ihres alten Vaters. Am 30. Juli schloss der große Staatsmann für immer seine Augen und fand neben seiner Frau Johanna seine letzte Ruhestätte in Friedrichsruh.